Am 12. Juli 1975 öffnete der Europa-Park in Rust seine Tore. In diesem Jahr feiert Deutschlands größter Freizeitpark sein 50-jähriges Jubiläum mit Veranstaltungen über das ganze Jahr hinweg. In einem exklusiven Interview mit ROCK FM sprach Roland Mack, Gründer und Visionär, über die letzten fünf Jahrzehnte, die größten Herausforderungen und die Zukunft des Parks – aufgezeichnet im historischen Eden Palladium.
Das 50. Jubiläum: Ein Meilenstein für den Europa-Park
Die Jubiläumssaison beginnt am 22. März 2025 mit Events, Themenfesten und einer neuen interaktiven Attraktion im Historama, die auf einem „Euromaus“-Kinofilm basiert, der 2025 bundesweit in die Kinos kommt. „Wir leben vom Wiederholer“, erklärt Roland Mack, der betont, dass 80 % der Gäste regelmäßig zurückkehren – ein Zeichen der anhaltenden Begeisterung. Der Wasserpark Rulantica wächst ebenfalls weiter, etwa mit einem neuen Außenpool und dem kürzlich überdachten „Twist and Splash“-Fahrgeschäft. Über 150 Millionen Besucher hat der Park in 50 Jahren begrüßt. Mack freut sich besonders darauf, dass das Geschäft rundläuft und die Sicherheit der Gäste gewährleistet bleibt – ein Anspruch, den er als Ingenieur persönlich vertritt.
Die Seele des Parks: Familie und Innovation
„Das Familienunternehmen ist unser Rückgrat“, betont Mack. Wie Walt Disney lebt er die Nähe zum Park – mit Wohnung vor Ort – und fährt oft mit einem Golfwägelchen durchs Gelände, wo ihn Gäste erkennen und anhalten. Seine Kinder treiben die Vision voran: Michael Mack gestaltet die Filmwelt mit dem Kinofilm, während Thomas die Gastronomie mit einem Weingut bereichert, Ann-Kathrin als Architektin tätig ist und Frederiks Sohn im Personalwesen arbeitet. Attraktionen wie „Voltron Nevera“, 2024 eröffnet, brechen Rekorde und zeigen die Verbindung von Tradition und Innovation. Mack Rides, das Familienunternehmen, liefert weltweit Fahrgeschäfte und nutzt den Park als Testfeld. „Die Macks sind greifbar“, sagt er stolz, und diese Nähe schafft Vertrauen. Für Mack ist es essenziell, Menschen zu mögen und die Freude der Gäste zu spüren – ein Prinzip, das den Park prägt.
Ein Meisterwerk mit Geschichte: Das Eden Palladium
Das Interview fand im Eden Palladium statt, einem über 100 Jahre alten Karussell aus dem Jahr 1906, das Mack erwarb und restaurierte. Es ist das einzige erhaltene Exemplar seiner Art in Europa und beeindruckt mit Schnitzereien, Pferden, Schweinen, Kutschen und Gondeln, die Besucher in die Jahrhundertwende versetzen. „Es ist ein Schmuckstück und Herzblut“, erklärt er. Das voll funktionsfähige Karussell zeigt die Wurzeln der Familie im Karussell- und Wagenbau, die bis zur Firma Mack zurückreichen, die seit 250 Jahren besteht. Diese historische Verbindung sieht Mack als Fingerzeig auf die Geschichte des Europa-Parks.
Die Anfänge: Von der Idee zur Realität
Die Idee zum Europa-Park entstand lange vor den 1970er-Jahren. Schon in den 1950er-Jahren belieferten Roland Mack und sein Vater Franz Schausteller und exportierten Achterbahnen in die USA – etwa die „Wilde Maus“, die 1964 auf der Weltausstellung in New York stand und den siebenjährigen Bill Gates begeisterte, wie Mack kürzlich in einem Buch las. Eine Reise in die USA festigte den Plan: „Wir waren fasziniert von Disneys Storytelling“, erzählt er. Zurück in Deutschland skizzierten sie die Idee auf einem Bierdeckel, während Franz bereits Grundstücke suchte. Am 12. Juli 1975 öffnete der Park mit dem Schlosspark als Basis – das Thema „Europa“ kam zwei Jahre später hinzu. Im ersten Jahr kamen 250.000 Besucher, im zweiten Jahr bereits 400.000. Mack lud Bill Gates ein, die „Wilde Maus“ im Europa-Park zu fahren – eine Antwort steht noch aus.
Herausforderungen und Erfolge: Ein riskanter Start
Der Beginn war ein Wagnis. „Zeitungen schrieben von der ‚Freizeitruine‘“, erinnert sich Mack. Skeptiker zweifelten, ob ein Park fernab von Großstädten wie Straßburg oder Freiburg überlebt. Doch Mack und sein Vater glaubten an ihre Vision, trotz fehlender Studien – es war Bauchgefühl und Erfahrung. Ein Schild am Ausgang versprach: „In den nächsten sieben Jahren entsteht jährlich eine neue Attraktion.“ Diese Philosophie prägt den Park bis heute. „Mein Vater sagte: ‚Jede Mark zurück in den Park‘“, erklärt Mack. Aus 500.000 erhofften Besuchern wurde bald eine Million – ein Antrieb, weiter zu investieren. Selbst Tiefpunkte wie die Startphase brachten ihn nie zum Aufgeben.
Blick in die Zukunft: Die nächste Generation übernimmt
Roland Mack übergibt die Verantwortung an seine Kinder. „Sie sind innovativ und gut aufgestellt“, sagt er zuversichtlich. Michael führte bei „Voltron Nevera“ und „Voletarium“, Thomas gestaltet das gastronomische Angebot, Ann-Kathrin bringt architektonische Ideen ein, und Frederiks Sohn sichert qualifizierte Arbeitskräfte. Der 75-Jährige trägt die Neugier eines Kindes in sich: „Man muss Kind im Kopf bleiben“, sagt er und genießt den Park genauso wie seine vierjährige Enkelin, die jedes Detail liebt. Dankbar blickt er auf 50 Jahre zurück – stolz auf den Erfolg von Park und Mack Rides, die weltweit zu den Top-Herstellern zählt. „Dieser Park ist mein Leben“, resümiert er.
Werte und Lektionen: Bodenständigkeit als Fundament
Mack betont drei Lebenslektionen: Bodenständigkeit, Augenhöhe mit Menschen und Perfektion in der Umsetzung. „Bescheidenheit führt zum Erfolg“, sagt er und rät, Träume mit Realitätssinn zu verbinden – eine Balance, die er im Maschinenbau-Studium lernte. Gästekritik nimmt er ernst: „Der Besucher ist unser Arbeitgeber.“ Diese Nähe hält den Park lebendig. Sein Vater Franz prägte ihn mit der Devise, dass Arbeit nicht wie Arbeit aussieht, wenn man sie liebt – ein Prinzip, das Mack bis heute lebt.